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"Das Böse triumphiert allein dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen"  

Historiker Norbert Klein brachte Realschülern das Thema Judenverfolgung am Beispiel der badischen Juden näher


Historiker Norbert Klein bei seinem Vortrag. Im Hintergrund sieht man den Abtransport der deportierten Juden in der Ortenau, bei dem ein Mädchen zuschaut. 

Einen Tag nach der Stolpersteinverlegung für die Familie Boss in Oberkirch besuchte der Historiker Norbert Klein aus Lahr die Realschule Oberkirch. In seinem Vortrag “Schicksalswege der badischen Juden” machte er das Thema Judenverfolgung für die Schülerinnen und Schüler aus den neunten und zehnten Klassen greifbar.

Klein, der seit 25 Jahren wertvolle Erinnerungsarbeit leistet, in dem er über die Schicksale von hunderten badischen Juden recherchiert, hält sich an die Aussage von Gunter Demnig, dem Verleger der Stolpersteine: “Ein Mensch ist vergessen, wenn sein Name vergessen ist.”

Bei seinen Ausführungen fasste Klein das Schicksal der Juden in mehreren Eskalationsstufen zusammen. Angefangen von Boykottmaßnahmen im April 1933, öffentlichen Bücherverbrennungen im Mai 1933, den Nürnberger Rassengesetzen im September 1935 sowie der Kennzeichnung von jüdischen Ausweisen im Jahr 1938 fand die Verfolgung der Juden in der Reichskristallnacht am 9./10.11.1938 einen traurigen Höhepunkt. Unzählige Synagogen wurden zerstört, darunter die in Kippenheim. In Lahr wurden 15 jüdische Männer im KZ Dachau in Schutzhaft genommen mit dem Ziel der Enteignung und Arisierung.

Am 22.10.1940 wurden 6 563 Menschen aus Baden und der Saarpfalz, darunter 316 Menschen aus dem heutigen Ortenaukreis, ins südfranzösische Gurs verschleppt. Mit der Bürckel-Wagner-Aktion, benannt nach Josef Bürckel und Robert Wagner, die zu dem Zeitpunkt “Chefs der Zivilverwaltung” der Gebiete Elsass und Lothringen waren, wollten die Nationalsozialisten ihre Südwestgebiete "judenfrei” machen. Dass die Bevölkerung bei der Aktion zuschaute, belegte Klein mit Bildaufnahmen. Man könne also nicht behaupten, “dass die Leute nicht Bescheid wussten”, so Klein. Allein aus Nonnenweier starben sieben Deportierte im Internierungslager Gurs aufgrund der menschenunwürdigen Bedingungen.

Nachdem die systematische Ermordung der Juden bei der Wannsee-Konferenz im Januar 1942 organisatorisch vorbereitet wurde, blieben auch die badischen Inhaftierten in Gurs nicht verschont. Am 6.8.1942 wurden      2 650 Menschen in mehreren Zügen nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Von insgesamt sechs Millionen Juden, die Opfer des Holocaust wurden, starben dort allein vier Millionen Menschen.

Mit dem Zitat “Das Böse triumphiert allein dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen” von Edmund Burke beendete Klein seinen Vortrag. Er machte deutlich, dass die Gesellschaft dafür Sorge trägt, “dass sich so etwas nie mehr wiederholt”. Gerade die junge Generation sei gefragt, wenn es um Erinnerungsarbeit gehe, “ganze Biographien können so geprägt werden”. Lehrerin Michaela Karl, die sich bei Norbert Klein für seinen Vortrag im Namen der Fachschaft Geschichte bedankte, appellierte an die Schülerinnen und Schüler, nicht die Schicksale der Juden zu vergessen: “Das sind Menschen”.

Text und Fotos: Sarah Hohwieler

Mehr zum Thema in der Bildergalerie und auf tagesschau.de https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/stolpersteine-108.html

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